Vom Fall zum Feld? Workshop zu ethnographischer Politikforschung 4.-5. Oktober an der Universität Leipzig

Beginn: Freitag 04.10.2019 um 12.00 Uhr
Ende: Samstag 05.10.2019 um 18.00 Uhr

Organisationsteam: Felix Anderl (University of Cambridge), Eva Johais (Universität Bremen), Tobias
Neidel, Julia Leser, Florian Spissinger (alle Universität Leipzig)

Politikwissenschaftler*innen, die darüber nachdenken, einen ethnographischen Ansatz in ihrer
Forschung zu verfolgen sind häufig einer doppelten Unsicherheit ausgesetzt. Auf der einen Seite steht
die Befürchtung, ethnographische Methoden nicht „richtig“ anzuwenden. Denn die Lehrpläne der
Politikwissenschaft decken ethnographische Methoden bisher selten ab. Andererseits sorgen sich
gerade junge Kolleg*innen darum sich für ethnographische Methoden in der Politikwissenschaft
rechtfertigen zu müssen. In diesem Workshop setzen wir daher auf Austausch: Wir bringen
Forscher*innen in allen Phasen ihrer Karriere zusammen, um praxisnah zu diskutieren, wie
Ethnographie “funktioniert” und worin der politikwissenschaftliche Beitrag besteht.
Dieser Workshop konzentriert sich auf die „Feldforschung“ als wesentlichem Bestandteil der
ethnographischen Politikwissenschaft. Als theoretischen Hintergrund wollen wir daher das Konzept
des Feldes diskutieren. Es ist ein entscheidender Ausgangspunkt für die Gestaltung ethnographischer
Forschungsprojekte, da diese typischerweise nicht mit einer konkreten Forschungsfrage oder
Hypothese beginnen, sondern mit dem Eintauchen „ins Feld“. Der Hauptteil des Workshops
konzentriert sich dann auf den Erfahrungsaustausch über Praktiken der Feldforschung. Der Workshop
wird daher nicht in einem klassischen Konferenzformat abgehalten, sondern als eine Mischung aus
theoretischen Diskussionen auf der Grundlage von Texten, Inputs aus der Feldforschung und kritischer
Reflektionen darüber, was es bedeutet, „ins Feld zu gehen“ und welche praktischen und ethischen
Fragen dies aufwirft.
Der Workshop lädt Politikwissenschaftler*innen ein, die bereits ethnographisch arbeiten und jene, die
darüber nachdenken, das in Zukunft zu tun. Da es nicht um die Präsentation von
Forschungsergebnissen geht, werden keine Abstracts zur Anmeldung benötigt. Wir bitten aber
diejenigen mit praktischen Erfahrungen in der Feldforschung, uns in der Anmeldung mitzuteilen, ob sie
bereit wären diese in Form eines kleinen Inputs mit der Gruppe zu teilen. Über die Details werden wir
uns dann nach der Anmeldung mit euch verständigen.

Programm:

Freitagnachmittag

Konstruktion des Feldes: In dieser Session diskutieren wir auf Basis vorher zirkulierter Literatur das
Konzept des Feldes und die Möglichkeiten und Schwierigkeiten in der
Identifikation und Begrenzung des Feldes.
Insbesondere erörtern wir die Unterschiede zwischen Fallauswahl und
Feldzugang

Abendessen: Restaurant (optional)

Samstagvormittag

Praktische Herausforderungen der Feldforschung: In einem World Café mit Expert*innen und anschließendem Plenum erarbeiten wir unterschiedliche Wege, Feldzugang zu erhalten; die
Notwendigkeit der Selbstauskunft- und Präsentation; Praktische Lösungen
für Feldnotizen und das Meistern schwieriger Situationen im Feld bzw.
Erfahrungen des Scheiterns und ihrer Konsequenz.

Mittagessen: Vor Ort

Samstagnachmittag

Forschungsethik in der Feldforschung: Auf Basis konkreter Forschungsbeispiele und der Ethikkodizes verschiedener sozialwissenschaftlicher Disziplinen tauschen wir uns über Ethikstandards
und deren Umsetzung „im Feld“ aus. Dies beinhaltet Prinzipien wie Do No Harm, Konsens, Anonymisierung und Positionalität. Darüber thematisieren wir den Zwiespalt zwischen wissenschaftlichen Zielsetzungen und persönlichen/ethischen Beziehungen zu Forschungspartner*innen und emotionalen Erfahrungen.

Kaffeepause: Vor Ort

Samstagnachmittag

Offizielle Gründung der Themengruppe Ethnographische Methoden in der
Politikwissenschaft; Zukünftiger Arbeitsmodus